Renovierung 1964/65

Altes Weihwasserbecken aus heimischem Blaustein in der St. Apolloniakapelle Foto: Hubert Beckers, 1973

 

Bereits kurz nach dem Kriege, im Jahre 1946, konnte jedoch der barocke Altaraufsatz von dem Eilendorfer Schreinermeister Plum und dem Maler Heinrich Junker soweit restauriert werden, dass die Kapelle sonntags wieder zum Gebet der Gläubigen geöffnet werden konnte. Auch fanden in den Folgejahren schon verschiedentlich Andachten in der Kapelle statt.

Erst Ende 1957 wurde nach jahrelanger Unterbrechung erstmals wieder eine hl. Messe in der Kapelle gelesen. Die Baubehörde gestattete damals jedoch nur dem Geistlichen und einem Messdiener das Betreten des Gebäudes. Die übrigen Gläubigen mussten draußen vor der Türe ausharren.

Aufgrund einer Anregung des Landeskonservators und nach Rücksprache mit dem Generalvikariat in Aachen erhielt der Eilendorfer Architekt Heinz Söhngen im Jahre 1954 den Auftrag, eine Bauzeichnung mit entsprechenden Kostenvoranschlägen für eine umfassende Restaurierung der St. Apolloniakapelle anzufertigen. Da die Pfarre St. Severin jedoch wegen anderer, unbedingt erforderlicher baulicher Maßnahmen nicht in der Lage war, die veranschlagten Kosten für diese Restaurierung aufzubringen, bat der Kirchenvorstand von St. Severin das Generalvikariat, die erforderlichen Mittel für das Bauvorhaben bereitzustellen. Die vorgesehene Maßnahme ist jedoch nie in dem ursprünglich geplanten Umfang verwirklicht worden.

Die St. Apolloniakapelle nach einer Handskizze aus dem Jahre 1954
 

Gegen Ende des Jahres 1963 tauchten dann erste konkrete Pläne zu einer umfassenden Restaurierung der Kapelle auf, als Bürgermeister Hans Haase auf einer Gemeinderatssitzung den Antrag steilte, die „Rettung der von völligem Verfall bedrohten St. Apolloniakapelle im 0berdorf“ unbedingt in die Wege zu leiten, Hierzu hieß es in dem Antrag weiter:

„Die Apolloniakapelle im Oberdorf ist das älteste sakrale Bauwerk Eilendorfs. Für uns besteht aus mancherlei Gründen die Verpflichtung, diese Kapelle zu erhalten. Es müsste, um einen weiteren Verfall zu verhindern, unverzüglich mit der Renovierung begonnen werden. “

Reliquienbehälter mit der Reliquie der hl. Apollonia. Jährlich am 9. Februar wird er in der abendlichen Messe in der Kapelle zur Verehrung ausgestellt. Foto: Hubert Beckers

Wie die Pfarre dem Bischöflichen Generalvikariat bereits Ende 1963 mitgeteilt hatte, befand sich die Kapelle zu der Zeit in einem „grauenhaften Zustand als unverschlossene Rumpelkammer“. Gleichzeitig hatte die Pfarre Kostenvoranschläge eingereicht, wonach die Kosten einer Instandsetzung der Kapelle mit 14.434,45 DM angegeben waren. Vorgesehen war u.a. eine neue Eingangstüre sowie ein Innenputz als „Kalkgipsputz ohne Abziehbretter kellenglatt aufgetragen“. Mit der örtlichen Bauleitung sollte der Gemeindeinspektor Josef Woopen betraut werden.

Seit Menschengedenken zählte die St. Apolloniakapelle, bzw. der Platz vor der Kapelle mit einem aufgestellten Altar als 2. Station der Eilendorfer Fronleichnamsprozession. Das Foto entstand um 1934. Quelle: Archiv Beckers

Zu einer ersten Ortsbesichtigung trafen si.ch am 21. Mai 1964 der Diözesankonservator Dr. Kreusch, Oberverwaltungsrat Gerlach vom Kreis Aachen, die Herren Gemeindedirektor Heinrich Thomas und Inspektor Josef Woopen von der Gemeindeverwaltung Eilendorf, der Maurermeister Wilhelm Dujardin sowie zwei Vertreter des Landeskonservators Rheinland. Hierbei wurde festgehalten, dass u.a. folgende Arbeiten unbedingt notwendig wurden:

– Unterfangen des Mauerwerks

– Verfugen und Schlemmen des Bruchsteinmauerwerks

– Erneuerung des Dachstuhls und des Dachreiters, wobei dieser jedoch zur westlichen Giebelspitze versetzt werden sollte

– Verputzen der Innendecke mit Einziehen eines Stichs

– Innenanstrich (weiß).

Der ursprüngliche Plattenfußboden wurde dabei belassen.

Die erforderlichen Restaurierungsarbeiten an der Kapelle erwiesen sich nach Ansicht der Fachleute

als so „schwierig und delikat“, dass man den „erfahrenen und grundzuverlässigen Bauunternehmer Wilhelm Dujardin“ damit beauftragte. Die geschätzten Kosten in Höhe von rund 15.000,00 DM wurden nun vom Landeskonservator mit 5.000,00 DM, vom Kreis Aachen mit 3.500,00 DM und der Rest in Höhe von 6.500,00 DM je zur Hälfte von der Gemeinde und vom Bistum übernommen.

Bereits im Frühjahr 1965 gehen die Arbeiten an der Kapelle ihrem Ende entgegen. Folgende Eilendorfer

Firmen haben an der Restaurierung dieses alten Gotteshauses mitgewirkt:

– Heinz Söhngen, Architekt

– Adam 0rtmanns, Schlussstein

– Wilhelm Savelsberg, Dachstuhl

– Lambert Krings, Dachdecker- und Bauklempnerarbeiten

– Leo Siegers, Putzarbeiten

– Wilhelm Dujardin, Maurerarbeiten

– Fritz Phlippen, Schlosserarbeiten

– Matthias Reinard, Eingangstüre

– Heinrich Sistermann, Glaserarbeiten

– Johann Rangeard, Anstreicherarbeiten

Geplant war gleichzeitig auch eine Neugestaltung des Kapellenplatzes. Mit der Planung dieser Anlage beauftragte die Gemeindeverwaltung den Aachener Architekten Hans Kaldenbach, der u.a. bereits den Elisengarten und die Parkanlage an der Burtscheider Dammstraße geplant hatte, Dass man hiermit einen guten Griff getan hat, beweist die verhältnismäßig großzügige Gestaltung dieser Parkanlage, durch die von Sandsteinstufen unterbrochen, der heutige Weg zur Kapelle führt. Insgesamt rund 65.000,00 DM betrugen die Gesamtkosten der Außenanlage, deren gärtnerische Gestaltung in Händen der Walheimer Firma Bouge´ lag.

Zu einem festlichen Ereignis für das Oberdorf wurde dann das Patronatsfest am 9. Februar 1967. Zum ersten Male seit Jahren wurde in der nun restaurierten St. Apolloniakapelle wieder eine hl. Messe gefeiert. Dieser Gottesdienst anlässlich des Namenstages der Pfarrpatronin war zwar nun auf den Abend verlegt worden, um möglichst vielen Einwohnern eine Teilnahme an der Messfeier zu ermöglichen, festzuhalten ist jedoch, dass Pfarrer Werner Werker damit eine alte Tradition wieder aufgenommen hat.

Der schlichte, barocke Altaraufsatz in der St. Apolloniakapelle mit der Statue der hl. Apollonia. Links an der Wand die Apollonia-Lampe, von der St. Apollonia – Schützenbruderschaft gestiftet und ursprünglich Ewiglicht-Leuchte in der Notkapelle des Kindergartens. Im Altar das Bronzekreuz des Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg. Foto: Hubert Beckers, 1973

 

 
Abendlicher Gottesdienst in der St. Apolloniakapelle mit Pfarrer Werner Werker am 9. Februar 1973, anlässlich des Namenstages der Pfarrpatronin. Rechts und links eine Abordnung der St. Apollonia-Schützenbruderschaft. Foto: Hubert Beckers, 1973
 

An dieser Stelle soll aber auch ein Wort des Dankes denen gesagt sein, die wesentlich zur Wiedereinrichtung des Innern der Kapelle beigetragen haben.

Da die alten Bänke der Kapelle vollkommen vom Holzwurm zerstört waren, konnten sie keine Wiederverwendung finden. Es war die Eilendorfer Kevelaer-Bruderschaft, die in hochherziger Weise zwei neue Bänke stiftete. Eine weitere Bank stellte, wie schon oben erwähnt, die St. Apollonia-Schützenbruderschaft zur Verfügung. Sie war es auch, welche die Ewiglicht-Lampe der ehemaligen

Notkirche für die Kapelle wieder in 0rdnung bringen ließ. Der alte Holzaltar konnte dank der kostenlosen Arbeiten der Firma Johann Rangeard wieder in neuem Glanz erstrahlen. Für die Beseitigung verschiedener Schäden an der alten Apollonia-Statue aus dem 18. Jahrhundert stellte sich Paul Heimig zur Verfügung.

Wer jedoch glaubt, in dem in der hölzernen Altarplatte eingelassenen Reliquiengrab die Reliquie der hl. Apollonia zu finden, der irrt. Hierselbst wurden bei der Konsekration des Altars am 30. November 1964 durch den Aachener Weihbischof Joseph Buchkremer Partikel der beiden Heiligen St. Gereon und St. Ursula eingelassen. Ein Hinweis auf der Rückseite des Grabes gibt darüber Auskunft. Die ursprüngliche Reliquie der Pfarrpatronin selbst wird im Reliquienbehälter in der Pfarrkirche aufbewahrt.

Hinweis auf der Rückseite des Reliquiengrabes im Altar der St. Apolloniakapelle über die hier ruhenden Reliquien der beiden Heiligen St. Gereon und St. Ursula. Foto: Hubert Beckers
 

Zusammenfassend kann man heute sagen, dass die St. Apolloniakapelle nicht nur ein altes Baudenkmal geblieben ist, sondern ihrem ursprünglichen Zweck als Gotteshaus wieder zugeführt wurde. Dem Uneigennutz engagierter Eilendorfer Bürger und Handwerksmeister, der Ortsvereine, vor allem der St. Apollonia-Schützenbruderschaft und Kevelaer-Bruderschaft, aber auch der Eilendorfer Zivilverwaltung und anderen beteiligten Behörden ist es zu verdanken, dass ihr baulicher Zustand jetzt für lange Zeit gesichert ist, zumal die Kapelle bereits seit vielen Jahren unter Denkmalschutz steht.

Mit freundlicher Genehmigung unseres Mitglieds
Hubert Beckers
aus dem Buch von 1986:
Aus der Geschichte der Pfarre St. Apollonia Aachen-Eilendorf
Ein geschichtlicher Rückblick anlässlich des Jubiläums
„25 Jahre Pfarrkirche St. Apollonia“
am 24. und 25. März 1986